Bildschirmaufstellung

Autor: Ulla Wittig-Goetz, Regine Rundnagel
Übersicht: Ergonomische Aufstellung des Bildschirms
- Der Bildschirm steht zentral im Blickfeld, um häufige Verdrehungen im Nackenbereich zu vermeiden.
- Der Abstand zwischen Auge und Bildschirmoberfläche beträgt bei Monitorgrößen ab 21 Zoll ca. 60-70 cm.
- Die Blickrichtung verläuft parallel zur Fensterfläche und der Beleuchtung.
- Der Blick ist leicht nach unten geneigt. Die oberste Zeichenzeile liegt unterhalb der Augenhöhe.
- Der Bildschirm steht dabei möglichst tief. Das ist für Universal-Gleitsichtbrillenträger besonders wichtig.
- Zwei Bildschirme zur gleichzeitigen Nutzung stehen möglichst eng beieinander und sind vom gleichen Typ.
- Der Nutzer kann die Position des Bildschirms flexibel und schnell an seine individuelle Sehfähigkeit anpassen und die Positionierung erproben.
- Notebooks können mit Zusatztastatur ergonomisch genutzt werden.
- Ein Konzepthalter vor der Tastatur kann nützlich sein.
Richtig aufgestellte Bildschirme ermöglichen entspanntes Sehen und eine gesundheitsschonende Arbeitshaltung. Damit werden Nackenschmerzen vermieden.
Kopfdrehung vermeiden: im zentralen Blickfeld
Wenn der Bildschirm häufig gebraucht wird, sollte er so stehen, dass man, ohne den Kopf drehen zu müssen, direkt auf den Monitor blickt.
Entspannte Kopfhaltung ohne Verdrehung sichern: die optimale Aufstellung
Häufig genutzer Bildschirm: im zentralen Blickfeld
Bild 1: Ergonomische Anordnung von Arbeitsmitteln und Aufstellung des Bildschirms in Bezug zu Fensterflächen und Leuchten. links: Arbeitsplatz mit einem Monitor, Tastatur, Maus und Konzeptvorlage und rechts: Arbeitsplatz mit zwei Bildschirmen und Arbeitstisch mit Rundung für den Wechsel der Blickrichtung. (Quelle: Computer und Arbeit, Heft 5/95, Verlag Arbeitsrecht im Betrieb, ergänzt)
Die Bindung an den Bildschirm hat deutlich zugenommen, fast alles wird heute per EDV erledigt und deshalb ist die zentrale Aufstellung des Monitors für die meisten Arbeitsaufgaben die beste Lösung.
Selten genutzter Bildschirm: Körperdrehung und Schwenkarm
Bildschirme, die selten genutzt werden, können seitlich stehen. Die frontale Blickrichtung ist dann auf den Akten oder zum Kunden hin gerichtet.
LCD-Bildschirme erlauben in der Regel nur eine begrenzte "Seiteneinsicht", denn im Unterscheid zu den alten Röhrenmonitoren ermöglicht die LCD-Technologie bei Seiteneinblicken keine ausreichende Bildqualität. Mittlerweile gibt es zwar Geräte mit guter seitlicher Einsicht (häufig als Blickwinkel angegeben oder bezeichnet als Sehrichtungsklasse 1), die für die Nutzung durch mehrere Personen geeignet sind. Trotzdem: Auch diese LCD-Bildschirme sollte man am besten mit einem Blickwinkel von maximal 15 ° nach rechts oder links aufstellen.
Die Drehung zum seitlich aufgestellten Bildschirm erfolgt dann möglichst oft mit dem ganzen Körper über den Arbeitsstuhl. Ein Bildschirmschwenkarm unterstützt eine flexible Aufstellung des Monitors.
Arbeiten mit mehreren Monitoren: enge Aufstellung im Halbrund
Wenn viele Informationen parallel bearbeiten werden sollen und z. B. mehrere Anwendungen gleichzeitig geöffnet sein müssen, stellt sich die Frage, ob ein großer Monitor oder zwei bzw. mehrere einzelne Monitore besser sind.
Das Arbeiten mit mehreren Bildschirmen ist um ca. 35 % produktiver als nur mit einem, argumentierte das Fraunhofer-Institut IAO 2009 aufgrund einer Studie. Voraussetzung für das erstaunliche Ergebnis war hier, dass die Tätigkeit das Arbeiten mit unterschiedlichen Informationsquellen erforderte, dass zwei oder drei Bildschirme in gleicher Sehentfernung, also in einem Halbrund aufgestellt wurden und die Auflösung bei allen gleich war. Der Wechsel zwischen Anwendungen auf einen damals üblichen 19 Zoll-Bildschirm führte zu Brüchen, Zeitverlust durch Umschalten und Scrollen und zu einer hohen mentalen Anforderung. Dagegen brachte nun eine neue Umfrage zu Tage, dass der zweite Bildschirm ablenkt, wenn dort z.B. nur die Mails ankommen und dadurch zur Unproduktivität führt (Computerwoche 20.3.2014).
Heute ermöglichen große Breitformat-Monitore das bequeme Nebeneinander von mehreren Programmen oder Textseiten. Ein sehr großer und breiter Monitor mit nicht ausreichendem Sehabstand kann zu Ablesefehlern durch eine schräge Blickführung auf die seitlichen Bereiche führen. Andererseits vermeidet ein homogenes Gesamtbild mit gleicher Qualität bei nur einem Monitor Brüche im Sehen, Kopfdrehung und die Anforderungen, ständig neu zu fokussieren. Denn das ist die Folge unergonomischer Ausstattung mit mehreren Bildschirmen. Ein Bildschirm bietet automatisch mehr Komfort für das Auge, aus diesem Grund ist ein großer Monitor zu empfehlen – und zwar dann, wenn es die Aufgabe erlaubt.
Wenn zwei Bildschirmen erforderlich sind und beide häufig benutzt werden, dann ist zu beachten, dass möglichst annähernd eine Gesamtsehfläche entsteht, das erleichtert die Seharbeit wesentlich. Folgende Anforderungen sind hier notwendig:
- Bildschirme mit schmalen Gehäusekanten und hellem Gehäuse.
- Gleiche Bildschirmqualität und Auflösung, am besten wählt man den gleichen Monitor-Typ.
- Enge Aufstellung nebeneinander, um Kopfbewegungen zu minimieren. Eine seitliche Kopfbewegung von mehr als 20 ° zu Mitte ist ungünstig und überschreitet den neutralen Bereich der Hals- und Nackenmuskulaturbeanspruchung. ·
- Aufstellung im Halbrund, damit wird eine jeweils senkrechte Blicklinie auf jeden Monitor ermöglicht.
- Aufstellung innerhalb des maximalen horizontalen Betrachtungswinkels von 30 - 35° rechts und links der zentralen Sehachse. Mit zwei sehr großen Bildschirmen läßt sich das eventuell nicht umsetzen und Kopfdrehungen würden provoziert. Die Lösung ist ein größerer Sehabstand.
- Gleicher Sehabstand zu den Monitoren, insbesondere wenn die Benutzer/-innen Brillen für Alterssichtigkeit tragen, weil diese Brillen für einen bestimmten engeren Bereich des Sehabstands ausgelegt sind. Ungleiche Sehabstände auf die Monitore sind für jüngere Benutzer mit gutem Akkommodationsvermögen nicht unbedingt nur nachteilig. Wisschenschaftler verweisen darauf, dass durch den Wechsel eine gewisse natürliche Dynamik des Sehens ermöglicht wird. (Quellen: Jaschinski 1990, 2012, Haner IAO 2012)
- Mehr als vier Bildschirme nebeneinander lassen sich nicht gleichzeitig nutzen. Eine genaue Aufgabenanalyse muss über die Anzahl der notwendigen Bildschirme entscheiden.
- Für Leitwarten sind die ergonomischen Grundregeln anzupassen. Die hier oft übereinander angeordneten Bildschirme erfordern den Blick nach oben und führen auf Dauer zur Überbelastung der Nackenmuskulatur und der Augen. Wenn das nicht vermieden werden kann, müssen die Höhen für den maximalen vertikalen Blickwinkel von 60 Grad optimiert werden. Weniger kritisch ist es, wenn der zweite Bildschirm nur gelegentlich genutzt wird.
Blendungen vermeiden: den richtigen Standort wählen
-
wenn die Blickrichtung des Benutzers parallel zur Fensterfläche verläuft und
-
das Tageslicht und das Licht der künstlichen Beleuchtung seitlich auf die Arbeitsfläche fällt.
Bildschirmhöhe: leicht nach unten schauen
Praktisch bedeutet das, dass sich die Augen bei nach unten gerichtetem Blick weniger anstrengen müssen, um die nah gelegene Bildschirmoberfläche klar und scharf sehen zu können. Die alte Regel „oberste Zeile in Augenhöhe“ ist nicht mehr angemessen. Insbesondere bei Trägern von Universal-Gleitsichtbrillen ist sie in der Regel nicht anzuwenden – diese Brillen sind im oberen Teil ihrer Brille auf Fernsicht eingestellt.

Bild 2: Blickwinkel auf den Bildschirm. (Quelle: Richenhagen, Prümper, Wagner 2002, ergänzt)
Bild 3: Beispiel eines Arbeitstisches mit versenkbarer Bildschirmebene.
(Quelle: BZ Plankenhorn)
Abwechslung sichern: Sitzhaltung und Bildschirmposition
Bild 4: Höhenverstellbarer Bildschirm mit Neigefuß-Technik ermöglicht ein Aufsetzen des Bildschirms auf dem Tisch. (Quelle: Fuitsu Siemens Computers)
Ausreichend Abstand: Übersicht behalten
Eine Faustregel nach Norm DIN EN ISO 9241-306 berechnet den Sehabstand als Anwendungsbreite (Seitenbreite) x ≥ 1,9. Dann liegt das Bild im optimalen Betrachtungswinkel beidseitig der Mitte von je 15 °. Entscheidend für die Wahl der Bildschirmgröße und des Sehabstandes sind die Arbeitsaufgaben und das individuelle Sehvermögen sowie eine entsprechende Zeichengröße.
- Ob größere Bildformate genutzt werden sollen, muss eine
genaue Aufgabenanalyse ergeben. Immer gelten die ergonomischen Regeln:
Vermeiden von Verdrehungen von Kopf und Körper, Aufstellung in der
Hauptblickrichtung, Aufstellung innerhalb des horizontalen und vertikalen Blickfeldes,
Vermeidung ständiger Umstellung der Augen auf unterschiedliche Sehverhältnisse
und eine ausreichende Tischtiefe für flexible Optimierung des Abstandes.
Zu beachten ist, dass der jeweilige Sehabstand die "passende" Zeichenhöhe benötigt, sie muss auf die Sehentfernung eingestellt werden, denn bei hohen Auflösungen und großen Bildschirmdiagonalen ist die voreingestellte Schrifthöhe zu klein. Die meisten EDV-Programme ermöglichen heute eine Zeichenvergrößerung per Zoomfunktion. So soll ein Großbuchstabe bei 50 cm Abstand zwischen 3,2 bis 4,5 mm und bei 80 cm Sehabstand zwischen 5,2 bis 7,3 mm hoch sein.
-
Ein Wechsel des Sehabstandes - in passenden Grenzen - bringt eine positive Abwechslung für die Augen. Das sollte man ausprobieren.
Neigung des Monitors: Spiegelungen vermeiden
Wenn der Bildschirm wesentlich tiefer als früher üblich und zugleich auch deutlich geneigt positioniert werden soll, damit der Blick senkrecht auf die Bildschirmoberfläche trifft, kann es zu Spiegelungen kommen. Das passiert dann, wenn Leuchten direkt über dem Arbeitsplatz angebracht sind, Fenster keinen ausreichenden Blendschutz haben oder die Entspiegelung der Bildschirmoberfläche nicht ausreichend ist. Beleuchtungskonzept und Gerätequalität sind also für gute Ergonomie bei der täglichen Seharbeit bedeutsame Faktoren.
Aufstellung eines Notebooks bei mobiler Arbeit
Notebooks sind zwar leicht und erleichtern das Arbeiten unterwegs, sie stellen allerdings einen deutlichen Nachteil gegenüber einem Monitor dar. Eine ergonomische Sitzhaltung ist damit kaum zu realisieren. Durch die feste Verbindung von Tastatur und Bildschirm kann kein Teil optimal positioniert werden. Wer ein Stück weit gesundheitsrecht arbeiten möchte, benötigt unbedingt eine Zusatztastatur – ohne Zahlenblock und leicht, dazu ebenfalls eine Maus. Dann lässt sich der Bildschirm etwas erhöht und in der passenden Entfernung aufstellen und ein zu starkes Senken des Blicks nach unten wird vermieden. Denn wer über Stunden am Notebook arbeitet, überfordert bei einer gebeugten Haltung den Nacken-Schulter-Bereich. Notebook-Nutzer klagen häufiger über Rückenbeschwerden.
Bild 5: Sitzhaltung bei der Arbeit mit Notebook: links mit zu tief geneigtem Kopf und rechts ergonomischer mit aufgestelltem Gerät.
Mit Hilfe eines Notebookständers lässt sich die passende Höhe erreichen, wichtig ist herbei, dass er eine vollständig flexible Einstellung der Höhe zulässt, damit der Bildschirm nicht in einer starren und zu hohen Position steht.
Notebookeinsätze in Lounge-Sesseln gelingen nicht ergonomisch, hier ist eine radikale zeitliche Begrenzung der Arbeit die einzige Lösung für die mobil Arbeitenden. Der Transport von Zusatzgeräten mag unhandlich erscheinen, kann aber von beruflich Reisenden per Rollkoffer ohne weiteres bewerkstelligt werden. Im privaten Einsatz und im home office lohnt sich immer ein Zusatzbildschirm und die Zusatztastatur – am besten kombiniert mit einer Dockingstation.
Vorlagenhalter entlastet
Selbstbestimmung bei der Aufstellung
Es kommt nicht auf die genaue Einhaltung von cm an, vielmehr darauf, dass jeder Beschäftigte seine für sich entspannte Aufstellung des Bildschirms findet. Dafür ist Erprobungszeit und entwas Anleitung notwendig.
Der Servicebereich
Rechtsquellen und Normen
Gesetze und Verordnungen
- Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV)
- § 4 Anforderungen an die Gestaltung
- Anhang Nr. 4, 10, 12, 15, und 16
DGUV Vorschriften, Regeln und Informationen
- DGUV-Information 215-410: Bildschirm- und Büroarbeitsplätze. Leitfaden für die Gestaltung. hg. von Verwaltungs-Berufsgenossenschaft 2015, Download unter www.vbg.de
Normen
- DIN EN ISO 9241: Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten
Teil 5: Anforderung an die Arbeitsplatzgestaltung und Körperhaltung
Literatur

Jaschinski, Wolfgang/König,
Mirjam:
Gutes Sehen im Büro – Brille und Bildschirm – perfekt aufeinander abgestimmt.
hg. von Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin 2015
Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hg.):
Bildschirmarbeit in Leitwarten ergonomisch gestalten.
Dortmund 2014
Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hg.):
Bildschirmarbeit in der Produktion. Sicher, gesund und produktiv gestalten.
Dortmund 1. Auflage 2011.
Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hg.):
Bildschirmarbeit in Kliniken und Praxen.
Dortmund 2006.
EKAS Box. Ein Informationsmittel zur Prävention im Büro.
http://www.ekas-box.ch
Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (Hg.):
Gesundheit im Büro. Fragen und Antworten
VBG Fachwissen, Hamburg 2015 , www.vbg.de
Letzte Änderung: 12.2.2016
